cultur-tupfer - Kultur im Krankenhaus

Clowns machen Visite in Lemgo

Mein-Lemgo.de Marlen Grote

Medizin für die Seele: Die Clowns „Lollo“ und „Lilli“ besuchen auch die Senioren im Lemgoer Klinikum. (Foto: Marlen Grote)

Klinik-Clowns tun nicht nur Kindern gut: In Lemgo besuchen die professionellen Spaßmacher regelmäßig die Senioren in der Geriatrie.

Einmal im Monat erklingt Gelächter im Klinikum Lemgo. Dann ist Sprechstunde der Klinik-Clowns. Dieses Angebot kennt man sonst vor allem von Kinderstationen, in Lemgo kommt „Dr. Clown“ aber in die Geriatrie – die Abteilung für Menschen mit altersbedingten Erkrankungen. „Wenn man älter wird, ist man auch wieder Kind“, erklärt Ewald Gancer, Vorsitzender des Vereins „Cultur-Tupfer“, warum die Clowns auch die Senioren besuchen.

Der Verein „Cultur-Tupfer“ engagiert die Clowns, die Besuche werden durch Spenden finanziert. Die Gruppe „Dr. Clown“ besteht aus zwölf Klinik-Clowns, die sich bei ihren Einsätzen abwechseln. Sie kommen stets zu zweit, so dass sie auch miteinander interagieren können. Jeder Clown verkörpert dabei eine feste Figur, viele haben Musikinstrumente dabei.

Senioren seien kein ungewöhnliches Publikum, die Clowns sind oft in Pflege- oder Altenheimen zu Gast. „Das ist eine etwas andere Ansprache“, bestätigen Ines Bollmeyer (als Clown heißt sie „Lilli“) und Dirk Wittke (Clown „Lollo“). Bei den Älteren könnten ganz andere Themen angesprochen werden – Liebe und Partnerschaft, aber auch das Spiel mit Tabus sei möglich. Denn wenn die Patienten es ansprechen, können auch die Krankheiten selbst Gegenstand der Späße werden. Ein Lied über Zipperlein kann dann auch Dinge aufs Korn nehmen, über die sonst niemand gerne spricht – und ihnen so den Schrecken nehmen.
Clowns finden alles spannend

Schlüssel dazu ist die Rolle als Clown. „Das ist wertfrei und ohne Scham. Egal was kommt, Clowns finden alles einfach nur spannend“, beschriebt Ines Bollmeyer. Dabei gehe es immer darum, auf die Menschen zu reagieren – egal welches Alter. Denn die Clowns ziehen nie einfach eine Show ab. „Für uns zählt: was braucht dieser Mensch gerade?“.

Vor allem bei den Älteren sei Musik ein Türöffner, damit könnten auch Patienten mit Demenz gut erreicht werden. Die Clowns richten ihren Fokus dabei auf den gesunden Teil des Menschen, auf das, was noch geht – anders als der Klinik-Alltag, der die Krankheit in den Vordergrund rückt. Deshalb, so erklären die beiden Clowns, sei es so wichtig, dass die Patienten bestimmen, was beim Besuch der Clowns passiert. Wenigstens in diesem Moment sind sie wieder aktiv und haben Einfluss auf das Geschehen.

Damit das gelingt – und auch der spielerische Umgang mit heiklen Themen nicht schiefgeht – sind die Clowns alle speziell ausgebildet. Dirk Wittke ist selbst Theaterpädagoge, Ines Bollmeyer arbeitet in der Jugendhilfe. Für die Auftritte als Lilli und Lollo bekommen sie eine Aufwandsentschädigung, vieles machen sie ehrenamtlich. Etwa die Schulungen, aber auch die vielen Treffen, in denen die „Visiten“ vor- und nachbereitet werden. Regelmäßige Treffen helfen auch, Erlebtes zu verarbeiten.

Ob Kinder oder Senioren, die Schicksale, die die Clowns erleben, berühren sie auch. Da hilft die Rolle, um Distanz zu wahren – aber selbst nach Besuchen im Hospiz bei Sterbenden fühle sie sich selten traurig, sagt Ines Bollmeyer. „Das ist eher ein Gefühl des Beschenktseins, der Demut und der Dankbarkeit.“ Gerade die Älteren gäben auch viel zurück: „Diese Menschen haben alle ihre Geschichten.“ Und manche davon teilen sie gerne mit Lilli und Lollo.

www.cultur-tupfer.de

www.doktorclown.de/

Share on Facebook Tweet